Donnerstag, 12. Januar 2012

Das "Dschungelcamp 2012" - was für ein Start...

Ist es ein Werk der Ironie, die in unserem Leben immer dann zuschlägt, wenn wir es am Wenigsten erwarten oder schlichter Zufall? Egal wie, während das Projekt "ErlebnisPostille" gerade dabei ist, seine Seiten neu zu organisieren und einzurichten, kommt mit dem kleinen Start des Blog der Abteilung "Ozeanien" der große Start einer Fernsehreihe, die genau in diesen Themenbereich passt: der Start der neuen Staffel "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" auf RTL. Es passt sogar doppelt, der Dschungel, in den sich die Kandidaten dieser Sendung begeben, liegt in Australien - und die Kandidaten werden was erleben. Davon abgesehen ist die Sendung nicht ganz unstrittig.

Australischer Busch (Symbolfoto)


Für diejenigen, die das letzte Jahrzehnt in einer vernagelten Kiste verbracht haben (Hallo! Auch wieder da?), sei an dieser Stelle das Konzept der Sendung, die man gemeinhin einfach nur "das Dschungelcamp" nennt, wiedergegeben: Eine bestimmte Anzahl (dieses Jahr sind es elf) an so genannten "Prominenten" wird für eine bestimmte Zeit (dieses Jahr vom 13. bis zum 28. Januar) in ein Camp gesperrt, das sich irgendwo mitten im australischen Busch befindet. Damit die Prominenten was ordentliches zu Essen bekommen können, muss sich täglich einer von ihnen einer so genannten "Dschungelprüfung" stellen. Diese "Dschungelprüfung" besteht entweder daraus, mit irgendwelchem Viechzeugs zu kuscheln, mit irgendwelchem Viechzeugs zu baden oder irgendwelches Viechzeugs zu essen. Variationen sind möglich, so kann zu dem Viechzeugs auch noch Schlamm, Schleim oder andere Dinge hinzukommen, die nicht notwendigerweise mit "Sch" beginnen, aber können. Oft läuft es darauf hinaus, dass die Kandidaten nach absolvierter Prüfung eine Geruchsbelästigung für ihre Mitbewohner im Camp bilden.
Die Dschungelprüfung ist entweder in mehrere Teile aufgeteilt oder besteht darin, in vorgenanntem Viechzeugs bzw. anderen Dingen goldene Sterne zu finden. Je mehr Teile der Prüfung bestanden bzw. je mehr goldene Sterne erobert werden, desto mehr Portionen des Essens gibt es für alle. Meistens müssen weniger Portionen aufgeteilt werden als Promis im Camp sind.
Daneben gibt es noch Sonderaufgaben, zum Beispiel Hinweisen zu folgen und eine Schatzkiste zu finden. Die Sonderaufgaben geben Sonderpreise, quasi "Luxusartikel" zum harten Campleben dazu.

Doch das ist nur die Hälfte des Konzepts, der eigentliche Kern dreht sich um die Persönlichkeiten, die ins Camp kommen, selbst. "Der Freitag" formuliert das in einem Artikel so: "Paradoxerweise erscheint das Dschungelcamp in seiner Durchführung wie eine Vorgeschichte oder Zäsur in den Prominentenbiografien, weil es jemandem, der sich einmal zur Mitarbeit beim Fernsehen beworben hat, zu den Bedingungen von RTL die Möglichkeit bietet, den Menschen zu spielen, der er sonst nicht sein darf. Das Dschungelcamp handelt nämlich nicht von den ekligen „Prüfungen“, sondern von der Interaktion und Kommunikation am Lagerfeuer."
Tatsächlich scheinen die Campbewohner innerhalb kürzester Zeit zu vergessen, dass sie eigentlich 24 Stunden am Tag von Kameras beobachtet werden und geben sich, wie man sie vermutlich kaum kennt: So, wie sie wirklich sind. Menschen bilden Grüppchen, Lästern und spinnen Intrigen. Ganz wie im richtigen Leben.

Wichtige Komponente sind nicht zuletzt die Moderatoren Sonja Zietlow und Dirk Bach. Sonja Zietlow hatte zuvor schon vergebens versucht, als Moderatorin der deutschen Fassung der englischen Gameshow "The Weakest Link" (deutsch: "Der Schwächste fliegt") das "böse Mädchen" zu geben, womit sie allerdings gescheitert ist. Niemand kann da Anne Robinson, der Moderatorin des Originals in der BBC, das Wasser reichen. Die unterkühlte Art von Robinson brachte Zietlow nicht rüber. Dafür darf sie im Dschungelcamp eine andere Ader ausspielen, den beißenden Zynismus, der für so eine Sendung notwendig ist. Zusammen mit Dirk Bach ergibt das eine geradezu ideale Paarung, vorausgesetzt, die extravagante Kleidung Bachs lenkt nicht vom Moderationstext ab ("Was hat Dirk Bach gerade gesagt?" - "Keine Ahnung... hat der eine Plüschschlange auf der Schulter sitzen??").

Wenn sich die Campbewohner so richtig eingelebt haben, wird das Publikum - das übrigens auch die Kandidaten für die Dschungelprüfung während der ersten Tag wählt - aufgefordert, seinen persönlichen Liebling per Televoting zu unterstützten. Derjenige, der an einem Tag die wenigsten Stimmen hat, muss das Camp verlassen. Dabei führen Zietlow und Bach das Ritual auf, das Albert Einstein als "Zeitdialation" beschrieben hat, die normalerweise nur in der Nähe von Schwarzen Löchern auftritt. Sie nennen nacheinander jeden Kandidaten mit Namen und ziehen die Zeit zwischen dem Namen und der Aussage, ob die betreffende Person gehen muss oder bleiben darf, unendlich in die Länge. Das geht dann ungefähr so:

Bach oder Zietlow: "EGON!"
Egon zuckt zusammen, da sein Name gefallen ist.
Bach oder Zietlow: "Duuuuuuuuuuu... bist... es..."
Pause.

Pause.


Pause.

Dramatische Pause.

Nervenaufreibende Pause.

Noch immer Pause. Die ersten Zuschauer werden ungehalten.

Pause.


Pause. Hm, vielleicht Zeit für etwas Werbung:

KAUFT MEIN BUCH! SOFORT!! Das hier:



DANKE!

Bach oder Zietlow machen immer noch dramatische Pause. In deutschen Wohnzimmern werden Gegenstände in Richtung des Bildschirms geworfen. Herr Hoppenstedt überlegt sich, ob wohl noch Zeit ist, ein neues Bier zu holen.

Ja, immer noch Pause. Dann ein Geräusch. Sind es Bach oder Zietlow, die Luft holen, um endlich die Entscheidung zu verkünden? Nein, Bach oder Zietlow sortieren nur ihre Moderationskärtchen nach dem Alphabet neu. Diesmal von Z bis A, um etwas Abweschlung zu bringen. Außerdem kommt dann "Zietlow" vor "Bach".

Nein, immer noch nichts neues im australischen Busch. Erste Zuschauer kämpfen ob der Uhrzeit (die Sendung läuft aufgrund der Zeitverschiebung Australien - Mitteleuropa sehr spät Abends) bereits mit dem Schlaf. Außerdem animiert Bachs oder Zietlows offener Mund zum Gähnen.

"...nicht!"
Hurra, hurra. Z-Promi Egon Propofolski, der beinahe mal eine Nebenrolle in der 1980er-Verfilmung von Martin Walsers Geschichte "Ein fliehendes Pferd" gehabt hätte, darf noch im Camp bleiben. Bach und Zietlow haben zwei Varianten dieses Satzes drauf, deswegen ist es so spannend, auf das letzte Wort zu warten: Sie sagen entweder "nicht" (und der Promi bleibt), oder sie sagen "vielleicht". Sie arbeiten sich an allen noch vorhandenen Campbewohnern ab und am Schluss gibt es zwei, bei denen "vielleicht" gesagt wurde. Einer von beiden muss also gehen, und das Spiel mit der Zeitdilatation beginnt von neuen (ich erspare es meinen Lesern aber, das hier auch noch wiederzugeben, man muss den Artikel ja nicht mit Gewalt in die Länge ziehen).

Auf diese nervenaufreibende Weise fliegt jeden Tag einer raus, bis am Schluss zwischen zwei verbliebenen Promis entschieden wird. Der Sieger darf sich "Dschungelkönig" nennen (obwohl er eigentlich demokratisch gewählt wurde, was ein kleiner Widerspruch ist, aber bitte, ist ja nicht mein Sendungskonzept).

In den letzten Tagen mehren sich nun die Stimmen, die vehement den Kritiken den ersten Jahre widersprechen, die das "Dschungelcamp" auf das Image des "Ekelfernsehens" reduzieren. Es sei, so schreiben etliche Kritiker, "eigentlich gut gemachtes Fernsehen". Und der Medienjournalist Stefan Niggemeier stellte schon 2008 fest, dass die Sendung nicht nur "für Doofe" ist.

Mal sehen, wer uns dieses Jahr erwartet...
  • Brigitte Nielsen. Oh, die kenne ich noch aus "Beverly Hills Cop 2" mit Eddie Murphy. 
  • Ramona Leiß... war das nicht die aus der Knoff-Hoff-Show mit Joachim Bublath? 
  • Radost Bokel... mein Gott, Momo! Da werden Erinnerungen wach. 
  • Micaela Schäfer... äh... aha. Okay. 
  • Kim Debkowski... äh... aha. Okay. 
  • Sängerin Jazzy... ist "Sängerin" ihr Vorname? Also, eins muss ich Herrn und Frau Jazzy mal sagen, man kann ein Kind doch nicht "Sängerin" nennen!
  • Ex-Profifußballer Ailton... Herr und Frau Ailton: "Ex-Profifußballer" ist ja noch schlimmer als "Sängerin"!
  • Rocco Stark... äh... aha. Okay. Ist das der Specht aus "Pinocchio"?
  • Vincent Raven... klingt wie eine Figur aus "Harry Potter". Ach, der ist Magier! Ja, dann...
  • Daniel Lopes. Ah, musikalische Qualität aus der Bohlen-Manufaktur.
  • Martin Kesici. Der singt doch auch... wo war der nochmal her?
Ja, man sieht, dass ich mit einigen der Prominenten wenig oder gar nichts anfangen kann. Aber irgendwie ist meine Neugierde geweckt. Jedenfalls, an den kommenden fünfzehn Abenden ist Australien Deutschland ganz nahe. Das ist doch auch mal was.


Die Auftaktssendung der 2012-Ausgabe von "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" läuft auf RTL am 13. Januar 2012 um 21.15 Uhr.

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